Zimmer­theater

zwischen Tür und Angel

»Ich glaube an die Un­sterb­lich­keit des Theaters. Es ist der seligste Schlupf­­winkel für die­jenigen, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche gesteckt und sich damit auf und davon gemacht haben, um bis an ihr Lebensende weiterzuspielen.«

Max Reinhardt

Der Salon

. . . in Anlehnung an die Idee des Kunstsalons der 20er Jahre entsteht im Theater­werkstatt des Blauen Quartiers das Zimmer­theater

— eine Bühne ohne Bühne, für künstlerische Vielfalt und unkonventionelle Experimente, die im kleinen persön­lichen Rahmen Begegnungen ermöglichen, um sich auszu­tauschen, zu philosophieren und gegenseitig zu inspirieren.

Idee

Not macht erfinderisch

In der Zeit, da nichts mehr geht, außer auf dem Sofa Platz zu nehmen und die Doppelflügeltür anzustarren und zu träumen, entsteht die Idee für das Spiel durch die Tür, sozusagen ein Theater zwischen Tür und Angel — die hat ja jeder! Und so sagte ich mir, nehme ich doch das, was ich habe und lasse mich davon »beflügeln«. Zwei Zimmer, die durch eine Doppeltür ver­bunden sind, nach hinten Backstage, nach vorne Zuschauerraum und dazwischen eine imaginäre Bühne. Ein Zimmer­theater, dass sich durch die räumliche Voraus­setzung definiert: Ein Salon aus zwei Räumen, der dem Spieler einen unkomplizierten Zugang zum Publikum gewährt und über sich selbst hinaus das Experiment seiner Ausdrucksformen wagt. Überdies bietet es insbesondere dem jungen Publikum in einer absichtslosen Atmosphäre subtil in die eigenen Ausdrucksformen einzusteigen.

Schattenbühne

Bühne der kleinen Dinge

Ein Schauspiel mit Licht und Schatten, quasi ein Schatten­theater zwischen Tür und Angel mit optionalen Video­projektionen neben dem Türspalt. Eine Doppelflügeltür, mal Rückwand, mal Vorhang, eine imaginäre Bühne. Publikum und Schauspieler wechseln wahlweise ihre Position und kreieren während des Spielvorgangs einen sich immer wieder veränderbaren Bühnen­raum: Die vorherige Bühne löst sich auf, wird Zwischenraum, dann Zuschauer­raum, danach wieder Bühne. Grundlage ist die Sprache der kleinen Dinge: Ein Stuhl, eine Lampe, das Cello. Ein Blatt Papier. Gerissen, geschnitten, gefaltet. Eine Stimme, eine Geste, ein Dialog — Erzähl­werkzeuge. Ein musika­lisches Zwischenspiel. In der Reduktion werden "die kleinen Dinge" groß und bedeutsam.

»Du kannst doch den Panther in dein Schildkrötenhaus reinlassen.«

Performanceparadigma

Skröt und der Junge

. . . der zum Panther wurde

Skröt und der Junge erzählt über die Begegnung mit dem Fremden und der Kraft von Langsamkeit, gegen das immer auf dem Sprung nach dem uneinnehmbaren im Außen sein. Es ist eine Geschichte über die Liebe und das Zusammenleben in einer multi­kulturellen Gesellschaft mithilfe zweier grund­ver­schiedener Tiercharaktere, die die Betrachtung aus ungewohnten Blickwinkeln ermöglicht und damit das Aussteigen aus vorgegebenen Strukturen und Vorurteilen.

Die Story

Du kannst doch den Panther in dein Schildkrötenhaus reinlassen!

Wenn sich eine Schildkröte in einen Jungen verliebt und sich quasi aus ihrer Verliebtheit heraus vermenschlicht, verliert sie ihren Panzer und wird verletzbar. Wenn sich nun aber der Junge, quasi aus seinem Verliebtsein heraus, in seiner wahren Natur als Panther zu erkennen gibt, wird die „Freundschaft“ der beiden auf eine harte Probe gestellt. Die Vegetarierin gegen den Fleischfresser. Groß gegen klein. Zerbrechlichkeit gegen Stärke.

Können beide trotz ihrer Verschiedenheit zueinander finden, gar miteinander leben? Hilfreich dafür ist die Langsamkeit, die Wahrnehmung der Sinne schärft, im Gegensatz zu der Schnelligkeit, die vieles übersieht. Doch wie Kommunizieren, wenn beide ver­schiedene Sprachen sprechen? Da wird Sprache durch Töne und Gesten ersetzt und macht das Zusammenleben auf lebendige Weise mit zu erwartenden Überraschungen möglich. Dabei gibt es zwei Antriebe sich mitzuteilen: Aus Liebe und Neugierde oder aus Angst! Die Wahl liegt beim Betrachter. Oft ist es nur der Schritt zur Seite, der dem Geschehen eine neue Wendung gibt. Die Töne und Gesten werden für beide die Tür zur Welt des anderen. Denn Töne, zum Beispiel, kennen keine Grenzen oder kulturelle Konditionierung und Wertung. Das Zwitschern der Vögel ist in allen Ländern gleich!

Die Proben

Improvisation und Interaktion

Es gibt keinen vorgefertigten Text. Die Grundlage des Textes wird aus Improvisations­arbeit entwickelt — eine Herausforderung für die Schauspieler, die ihren Körper in die physischen Bedingungen des jeweiligen Tieres hineinarbeiten müssen. Das führt in der "Vermenschlichung" zu unterschiedlichen und sehr lebendigen Charakteren.

Mitwirkende

Manuela Rademaker (Buch, Bühne, Spiel und Cello)
Herbert Fischer (Buch und Regie)

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