Bachmann und Frisch’

Briefe im Spiegel ihrer Werke

»Wir sind doch auch mutig.«

Ingeborg Bach­mann an Max Frisch

Sprache feiern
und darüber hinaus...

Mit zunehmender Digitalisierung unserer Lebensräume verschleift die Sprache und verliert ihre differenzierende Ausdrucksvielfalt und spirituelle Tiefe. Sprache ist ein existenzielles Medium einer Gesellschaft um ihre politische, kulturelle und spirituelle Identifikation sichtbar zu machen und ermöglicht diversen Kulturen miteinander zu leben, sich auszutauschen und Eigenarten gegenseitig zu tolerieren und als Bereicherung zu verstehen. Verlieren wir die Vielfalt im sprachlichen Ausdruck, verlieren wir unsere persönliche Identität und damit das Gefühl der Verbundenheit und gegenseitigen Wertschätzung, die Zuversicht und Hoffnung und verharren in der Angst.

Performance

Sprache im urbanen Raum

Auf meinen Reisen nach London mache ich immer wieder die wunderbare Erfahrung welch erhellende Wirkung ein verabredeter respektvoller Umgang im Alltag mit dem Gegenüber für einen selber hat, wie auch die beiläufige freundliche Kommunikation ohne Tiefgang und die positive Grundhaltung im Miteinander. Allerdings wird der alltägliche Umgang mit einem leibhaftigen Gegenüber mit der zunehmenden Digitalisierung unseres Alltags immer seltener und eine Verrohung im Umgang des alltäglichen Miteinanders immer häufiger zur Folge hat.

Dieses Urban-Performance Projekt experimentiert mit verschiedenen Sprachenergien anhand ausgewählter Texte von Ingeborg Bachmann und Max Frisch und deren emotionale und mentale Wirkung im urbanen Raum, mit der Absicht das Wirken von Sprache im urbanen Raum zu sensibilisieren und ein Bewusstsein für die transformative Kraft von Sprache zu schaffen.

Ziel ist die Einbindung des Publikums, so dass der Zuschauer innerhalb der Performance zum Performer des inszenierten urbanen Sprachkontinuums wird.

Sprachbänder in den urbanen Raum senden und sehen was geschieht!

Beteiligte

Manuela Rademaker (Konzeption, Bühne, Performance)

»Lauter Krims­krams­ Erzählungen freilich, die ohne Wichtigkeit sind, aber es ist doch wichtig, wenn man ein Leben mit einem andren Leben hat.«

Ingeborg Bachmann an Max Frisch
Bühnenkonzept

Sprache als Klang­farbe

Die psychologische und mentale Kraft von Sprache und ihre zwischenmenschliche Wirkung soll am Beispiel ausgewählter Texte aus dem Briefwechsel von Ingeborg Bachmann und Max Frisch mit Ausschnitten aus ihren Werken thematisiert werden. Dabei wird nicht nach der chronologischen Abfolge, noch nach der schönen literarischen Form gesucht, sondern vielmehr nach der Wirkung von Wörtern und Texten und deren Auslotung von Verständnisgrenzen und Konditionierung. Mittels sich im Loop wiederholender Wortbandwürmer, verdichten sich Texte zu Wortcluster, die in den Bühnenraum gesendet und zu einem raumgreifendem Sprachnetz verwoben werden. Dabei wird das Publikum peu à peu mit einbezogen und der Zuschauer selbst zum Performer eines eigenen Wortclusters innerhalb der Inszenierung.

Szenenskizze

Das Textbuch wird im Work-in-progress entwickelt.

Im Halbdunkel erscheint ein Mann, dem Radio zugewandt. Gleichzeitig tönen Stimmen aus dem Radio, das Hörstück »Der gute Gott von Manhattan« wird gesendet. Dann Stille. Der Mann steht auf, geht Richtung Schreibtisch, spannt ein Blatt in die Schreibmaschine, tippt. Das Klappern der Anschläge ertönt. Der Mann zieht das Blatt aus der Maschine, unterschreibt, faltet es zusammen und schiebt es in ein Couvert. Notiert etwas darauf, verschließt das Couvert, steht auf und verlässt die Bühne.

Der Schatten einer Frau erscheint. Sie öffnet ein Couvert, zieht ein Blatt heraus, entfaltet es und liest laut. Gleichzeitig tönen Stimmen aus dem Radio, das Hörstück »Der gute Gott von Manhattan« wird gesendet. Die Stimmen der Frau und aus dem Radio fallen zusammen. Ein Wortcluster entsteht. Dann Stille.

Die Wortcluster als Loops weiterführen und sehen, was geschieht!

Beteiligte

Manuela Rademaker (Konzeption, Bühne, Performance)
Herbert Fischer (Regie, Performance)

»Meine Ingeborg! — wie kühn, Dich so zu nennen, und doch ist es jetzt, von mir aus, das Einzig­mögliche.«

Max Frisch an Ingeborg Bachmann
Recherche

Sprachvirtuosität

Sie, eine gelobte Lyrikerin. Er, ein erfolgreicher Dramatiker.

Als Max Frisch 1958 Ingeborg Bachmanns Hörspiel »Der gute Gott von Manhattan« verfolgt, schreibt er ihr begeistert einen Brief nach München, wo sie als Dramaturgin für das Bayerische Fernsehen arbeitet — der Beginn eines intensiven Briefwechsels zwischen beiden. 

Was treibt Ingeborg Bachmann an, was Max Frisch? Wo und wie begegnen sich beide in der Dichtung, ihrem Drang nach Unabhängigkeit, auf der Suche nach Wahrhaftigkeit? Die Sprache ist der emotionale und mentale Seismograph, der die Virtuosität und Vielschichtigkeit dieser konfliktreichen Künstlerbeziehung aufzeichnet. Da ist das Bedürfnis nach Rückzug einerseits, um die eigene literarische Arbeit voranzutreiben und der Wunsch nach leidenschaftlicher Nähe andererseits. Und da ist die Berufung zweier Autoren, die um jedes Wort ringen, wenn es darum geht, den anderen in seiner literarischen Arbeit zu unterstützen oder das eigene Werk bedingungslos auf den Punkt zu bringen.

Beteiligte

Manuela Rademaker (Recherche)

Gefördert durch den Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Berlin im Programm #TakeHeart 2023.

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